Blasenentzündungen sind ein häufig - besonders bei Frauen - auftretendes Phänomen.
Als Ursache gelten in viele Fälle Infekte, d.h. mögliche Erreger, welche von außen in die Harnröhre eindringen.
Der höhere Anteil von Frauen wird damit erklärt, das Frauen mit ca. 4 bis 5 cm eine weitaus kürzere Harnröhren haben als Männer, die ca. 16 cm und länger ist. Die meisten Blasenentzündungen sind selbstlimitierend, d.h. werden meistens vom Körper selbstständig oder unter Antibiotikagabe gelöst.
In seltenen Fällen kommt es aber zu länger anhaltenden Beschwerden. Dann spricht man von einer chronischen Blasenentzündung, auch als interstitielle Zystitis oder BPS (Bladder Pain Syndrome , dt. Schmerzblasen Syndrom) bekannt.
Obwohl es nicht sehr häufig diagnostiziert wird, schätzt man eine hohe Dunkelziffer, da es auch abgeschwächte Formen gibt, welche zwischen einer akuten und chronischen Blasenentzündung eingeordnet werden können.
In der offiziellen S2k Leitlinie zur Interstitiellen Zystitis heisst es diesbezüglich (1)
Die Ursachen der IC sind weitgehend unbekannt und vielfältig (S.4)
Ähnlich beschreibt es auch eine Schweizer Klinik.
Die Ätiologie derIC/PBS ist bisher nicht sicher geklärt.(2)
Das erhöht natürlich die Wahrscheinlichkeit, das umweltbezogene Ursachen als Co- oder auch als Hauptfaktor ein Auslöser sein können.
Wir haben aber auch nicht DIE eine Ursache entdeckt, dafür sind die Fallzahlen viel zu gering.
Allerdings gelang es mehr als einmal, das Patientinnen es spürbar besser ging, als sie den Kontakt mit bestimmten Substanzen einschränken konnten.
Nein, wir sind kein Ersatz für einen Urologen. In den meisten Fällen sind bereits bildgebende oder auch körperliche Untersuchungen gemacht und befundet worden.
Bei der Fallanalyse geht es um eine zeitintensive Abklärung bekannter, aber auch unbekannter Risikofaktoren. Im Fall der interstitiellen Zystitis mit einem Schwerpunkt auf chronische Blasenschmerzen und einem imperativen Harndrang.
Ja, das ist möglich, wenn man sich die Abläufe im Körper vor Augen führt. Besonders der häufig mit den Schmerzen verbundene imperative Harndrang, der sich in Pollakisurie (häufiger Harndrang mit geringen Mengen), Nykturie (nächtlicher Harndrang) äußert, spricht aus biologischer Sicht dafür, das der Körper sich übermäßig schnell von belastenden Substanzen mit dem Urin aus der Blase entledigen möchte.
Industrielle oder umweltbezogene Substanzen können, aber müssen nicht als Schadstoff oder Allergieauslöser dafür verantwortlich sein. Die Studienlage dazu ist dünn, so das es eher eine Detektivarbeit ist, als ein einfaches Abklären von möglicherweise 3 oder 4 verdächtigen Substanzen.
Perorale Aufnahme
Alles, was über den Mund in den Magen Darm Trakt gelangt. Besonders Flüssigkeiten werden bevorzugt über die Niere und Blase ausgeschieden, aber auch feste Substanzen gelangen in die Blase.
Auch die Leitlinie spricht davon , das gleichzeitig bestimmte Nahrungsmittel nicht mehr vertragen werden.
Nahezu 90% der IC/BPS-Betroffenen berichten über Lebensmittelunverträglichkeiten gegenüber einer weit gefächerten Auswahl von Nahrungsmitteln. S.10 (1)
Als klinischer Beleg lassen sich oral aufgenommene Medikamentenrückstände über einen Urintest nachweisen, wie die Universität Bern beschreibt (3)
Inhalative Aufnahme
Schädigungen an der Blase können im Extremfall zu einem Harnblasenkarzinom führen.
Das Uniklinikum Ingolstadt hat diverse Berufe, sowie chemische Substanzen aufgelistet, welches ein erhöhtes Risiko eines Harnblasenkarzinom haben. Die Aufnahme erfolgt dabei fast immer nasal, d.h. über den Atemwegstrakt. (4)
Transkutane Aufnahme
Ein älterer Fall aus den 90er Jahren beschrieb die Wirkung von Luftschadstoffen auch auf die Haut. Eine Boutiquebesitzerin wurde arbeitsunfähig, weil Sie regelmäßig mit Azofarbstoffen behandelte Textilien und tlw. beim Auspacken der Ware auch mit verunreinigter Kieselsäure in Berührung gekommen ist.
Ein bislang völlig unterschätzter Schadstofftransfer setzt ein: Über Hautkontakt und Atemluft, das ergaben neuere Untersuchungen, gelangen viele Gifte sogar schneller ans Ziel als über die Nahrungsaufnahme. (5)
Auch wenn heutige Textilfarbstoffe sicherer sind und weitaus besser kontrolliert werden, ist das ein eindrucksvolles Beispiel, wie sich Luftschadstoffe auch über die Kleidung in der Haut anreichern können. Von dort gelangen Sie in den Blutkreislauf und werden ebenfalls über Niere und Blase zwischengelagert, bevor sie ausgeschieden werden.
Intrakorporale Aufnahme
Ein Großteil, was in die Blutbahn gelangt und nicht verwertbar ist wird auch über die Blase dann als Urin ausgeschieden. Eine Blutbelastung kann manchmal auch von innen kommen, wie das bedrückende Beispiel des Bauunternehmers gezeigt hatte. Nach einem Austausch der Keramikprothese gegen eine Metallprothese kam es zu einem ungewollten Abrieb vom Kobalt Chrom Hüftgelenkskopf. (6) Die Kobalt /Chrom Belastung konnte dann über den 24-Stunden-Urin gemessen werden, worüber damals sogar im Lancet berichtet wurde. (7)
Ja, nicht immer findet man eine umweltbezogene Ursache, eine Vermeidung ist kaum möglich, oder es hat sich bereits zuviel angereichert. Dann besteht noch die Option, ein Eigentherapietraining vorzunehmen.
Die Erfahrungen haben gezeigt, das diese fast immer zu einer tlw. auch stärkeren Reduzierung geführt haben.
Studien, welche keine pharmakologischen Therapien als Schwerpunkt haben, sind leider in Deutschland kaum verfügbar.
Allerdings stellen wir eine publizierte Studie aus dem englischsprachigen Ausland (konkret eines biomedizinischen Institutes) verweisen, was das positive Feedback im wesentlichen widerspiegelt.
Die Bewertung erfolgte bei dieser Studie über den O'Leary ICSI und ICPI Score.
Das Durchschnittsalter der Frauen betrug 52,9 Jahre (SD: 15,5) und die Dauer der Symptome betrug 5,7 Jahre (SD: 7,1).
Teilgenommen hatten zwar nur 14 Frauen, das Ergebnis war aber mehr als beeindruckend für die Teilnehmerinnen.
Der mittlere ICSI lag bei Aufnahme bei 17 (IQR: 14,25–19,5) und bei der Nachuntersuchung nach 180 Tagen bei 0,5 (IQR: 0–2), was einer Reduzierung um 97,5 % (KI:85,7–100) entsprach.
Insgesamt betrug die Rezidivrate nur 6,25 %, keine Patientin reagierte nicht auf die Behandlung.
(1) AWMF Leitlinie Interstitielle Zystitis September 2018
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(2) Fachgebietsumschreibung (Schweizer Kantonsspital)
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(3) Fachartikel Immunassys (Universität Bern )
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(4) Fachartikel Klinik (Uniklinik Ingolstadt)
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(5 Fallbeschreibung 1992 (Spiegel)
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(6) Fallbeschreibung 2014 (Spiegel)
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(7) Fachartikel Kobaltintoxikation 2014 (Lancet, engl)
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